Amphibische Wanderung mit Boot und Stöcken
Amphibische Wanderung mit Boot und Stöcken

Italien: Straßen aus alter Zeit


Während ich den ersten Abschnitt vorgestern unter der Navigation von GoogleMaps gelaufen war, nutzte ich heute die Outdoor-App mit dem nichtsagenden Namen Komoot, die mir aber schon mehrere Male gute Dienste geleistet hat. Denn anders als Google, schickt Komoot einen nicht nur auf dem schnellsten Weg zu Fuß von A nach B, sondern kennt Wanderwege und Bergpfade und zieht diese beispielsweise einem Gehweg an einer stark befahrenen Straße vor.
Allerdings schickte mich die App dieses Mal gleich an einer Landstraße ohne Gehweg entlang, so dass ich mich immer an die Leitplanke drängen musste, wenn Autos von hinten kamen. Komoot trug daran keine Schuld. Es war von meinem Startpunkt die einzige Möglichkeit, so bald wie möglich auf einen vernünftigen Weg zu kommen. Tatsächlich wies mich die App bald weg von der Straße und einen Bergwanderweg hinauf, dem ich nun über viele Kilometer etwa 50 Meter über dem See folgte. Dieser Weg führte durch Laubwälder und war über lange Strecken mit Natursteinen gepflastert. Ungewöhnlich, denn er lag sehr abgelegen und kein Mensch begegnete mir. Vielleicht wurde er in alter Zeit häufiger genutzt oder war sogar damals die Hauptwegeverbindung an der östlichen Seite des Sees. An einer Stelle führte er über einen hausgroßen Felsen, der dort, wo der Weg verlief, nicht nur eine deutliche Senke, sondern auch eingemeißelte Querrillen zur Rutschfestigkeit aufwies.

 

Über diesen Fels wurde schon oft gelaufen
Über diesen Fels wurde schon oft gelaufen

Auch in Deutschland sieht man auf alten Römerstraßen oft zwei tiefe Spurrillen, wo sich über Jahrhunderte die Wagenräder immer tiefer in die Fahrbahnoberfläche gefahren haben. In jedem Fall wird der Bergpfad, den ich lief, auch für Pilgerwanderungen genutzt, denn hin und wieder fand ich Marienbildchen am Wegesrand. Oberhalb von Dorio verließ ich den alten Weg und stieg hinab in den Ort. Dort führte mich die Navigation durch bezaubernde Gassen des Dorfes, teilweise sogar unter den Häusern hindurch. Schließlich verlief mein Weg weitgehend horizontal hinter den Gebäuden entlang, so dass ich gleichermaßen die Gärten, den Blick auf das Städtchen und den See genießen konnte. Überall blühten die Rosenstöcke und auch andere Gewächse sendeten überraschende duftende Botschaften, deren Absender sich oft nicht zuordnen ließ.
Nun wurden mir die Füße doch schwer und ich war erleichtert, als ich am Ortsschild von Dervio vorbeihumpelte. In einer Schule oder einem Gemeindezentrum tobten Kinder in Badekleidung umher und schlugen eine von Erwachsenen für sie ausgerichtete Wasserschlacht. Es war herrlich anzusehen, wie sie mit großer Ernsthaftigkeit ihre Wassereimerchen für die nächste Attacke füllten und dabei mit ihrer kindlichen Kraft und Tatendrang kaum wussten wohin.
Meine Dynamik war für heute allerdings aufgebraucht und nachdem ich den kleinen Hafen von Dervio erreicht hatte, ließ meine Kraft nur mehr einige Dehnübungen am Ufer zu, während ich unter den Kite-Surfern auf meine Fährfahrt nach Hause wartete.

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