Meine Rede in der Stadtverordnetenversammlung zur Digitalisierung von Museumsinhalten

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,
verehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Bürgerinnen und Bürger zu Hause an den digitalen Empfangsgeräten!

                           (Heiterkeit)

Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

                             (Zurufe)

Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind günstig, wusste schon der alte Seneca, und ich weiß, dass auch Sie mir dankbar sind, dass ich die Übersetzung gleich mitgeliefert habe, ich an Ihrer Stelle wäre es jedenfalls.

Wie so oft steht auch hier Inhalt und Form in stetem Widerspruch zueinander. Eine bekanntlich tote Sprache gibt uns einen Schlüssel für die zentrale Fragestellung, auch der Digitalisierung. Unsere städtischen Gedächtnisorganisationen, also Museen, Sammlungen, Archive und dergleichen, müssen sich hier einer Reihe von grundsätzlichen Fragen stellen, die ihr Selbstverständnis, ihre Arbeitsweisen und vor allem ihre Relevanz betreffen. Diese Fragen gilt es zu beantworten, um weitere Entscheidungen auf dem Weg der Digitalisierung zu treffen.

 

In dem vorliegenden Bericht B 85 zu diesem Tagesordnungspunkt können wir lesen, wie viele Hunderttausend Datensätze zu Sammlungsobjekten und Dokumenten bereits angelegt wurden. Aber nach wie vor ist vieles nicht digital zugänglich oder liegt in digitaler Form nicht vor. Wir können uns sicherlich noch mindestens eine weitere Generation mit der Digitalisierung unserer Bestände beschäftigen. Aber heute schon spannend und von größter Wichtigkeit ist die Frage, Herr Kliehm hatte das schon angedeutet, wie wir denn die dazugehörigen Metadaten zu den einzelnen Objekten verschlagworten, nicht nur für Frankfurt, sondern auch in dem internationalen Kontext. Ich will Ihnen sagen, die bloße Digitalisierung von Sammlungsobjekten alleine ist recht langweilig. Sie befriedigt im Grunde nicht einmal das bildungsbürgerliche Interesse an den Museen, geschweige denn generiert sie aus sich selbst heraus neues Interesse. Die Digitalisierung hilft den Museen bei ihrem Wunsch, mehr Relevanz zu erlangen, kein bisschen. Vielmehr muss jede Institution vorher und zunächst für sich die Frage beantworten, welche Relevanz sie für die Gesellschaft hat und zukünftig haben will. Dann, und so zeichnet es sich ab, werden digitalisierte Inhalte ein mächtiges Werkzeug sein, wenn es gelingt, ihnen in den jeweiligen Medienkanälen eine Form zu geben und sie auf die Relevanzperspektive der Nutzerinnen und Nutzer einzustellen.

Herzlichen Dank!

                             (Beifall)

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