Es ist höchste Zeit, dass ich euch erzähle, was wir hier bei dem Arbeitseinsatz des Volksbundes Deutsch Kriegsgräberfürsorge in der litauischen Hafenstadt Klaipėda eigentlich machen. Bereits in den ersten Tagen des Ersten Weltkrieges wurde ein Soldatenfriedhof angelegt. Nach dem Krieg wurde er dann an den Ort verlegt, an dem wir heute arbeiten.
Im Zweiten Weltkrieg kamen zusätzliche Gefallene dazu. Im Jahr 1995 legte der Volksbund Kriegsgräberfürsorge diesen Friedhof so an, wie er heute ist. Seit einigen Jahren werden nun auch die Gebeine von Soldaten, die bislang auf anderen kleineren Kriegsfriedhöfen in der Umgebung lagen, hierher umgebettet. In den Feldern ringsum den Friedhof dürften noch zahlreiche Gräber gefallener deutscher Soldaten sein. In den Jahren 1944 und 1945 war die Stadt Memel, wie Klaipėda damals mit deutschem Namen hieß, stark umkämpft. Eine regelmäßige Arbeit, die bei allen Arbeitseinsätzen des Volsbundes Kriegsgräberfürsorge anfällt, ist das aufarbeiten der Inschriften mit den Namen der Toten. Kriegstote haben aufgrund völkerrechtlicher Bestimmungen ein dauerndes Ruherecht. Der Volksbund Kriegsgräberfürsorge versucht, diesen Menschen ihre Namen zurückzugeben und das Andenken an sie und an den Preis, den sie für Gewaltherrschaft und Krieg gezahlt haben in die Zukunft zu tragen. Das bedeutet in der Praxis, dass wir die Orte, wo ihre Namen stehen und ihre Namen selbst sichtbar erhalten müssen. Meist sind die Inschriften in Stein gemeißelt und wurden manchmal mit Farbe nachgezogen. In den vielen Jahrzehnten seit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg ist diese Farbe längst verblasst. In manchmal mühevoller Kleinarbeit reinigen wir die Oberflächen der Gedenktaflen, entziffern die Namen und zeichnen sie mit einem Lackstift wieder nach. Oft sind die Kriegsgräberstätten nämlich die letzten Orte, wo überhaupt noch die Namen der Gefallenen bekannt sind.