Queer

  • "Alternative Heterosexualität" - Meine April Kolumne im GAB-Magazin

    Zischen den ZeilenNeulich erklärte der schwule Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann jemanden vor der Geräuschkulisse einer Kneipe, er sei in seiner Fraktion für die Queerpolitik zuständig.
    -„Was machst du? Bierpolitik?“ war die Gegenfrage.

    Eine spaßige Anekdote, die dennoch die Frage aufwirft, weshalb es manchem offenbar wahrscheinlicher erscheint, dass ein Abgeordneter sich für Qualität, Preis und Zukunft von Brauerzeugnissen einsetzt als für die Rechte von LGBT*IQ.
    Denn immerhin wurden alleine im Januar dieses Jahres 5,3 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt. Das sind 12,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Lobby der Biertrinker*innen scheint also ausreichend groß und mehrheitsfähig, so dass es einer fachpolitischen Unterstützung nicht unbedingt bedarf.
    Den queerpolitisch bewegten Menschen unter uns entgeht jedoch vielleicht gelegentlich, dass  auch für Lesben, Schwule und Trans* das Eintreten für ein selbstbestimmtes Leben mit gleichen Rechten zwar wichtig ist, aber die Alltagsthemen deshalb trotzdem nicht in den Hintergrund treten.
    Beispielshaft dafür war eine queerpolitische Diskussionsveranstaltung in Frankfurt im Vorfeld der letzten Bundestagswahl. Der Zeitrahmen für die Podiumsdiskussion mit Publikumsgespräch war mit 90 Minuten angesetzt und die ganze erste Stunde wurde sie von einem Thema dominiert, das den Menschen ganz offensichtlich unter den Nägeln brannte:
    Dieselfahrverbote. 

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  • "Blick über den Tellerrand" - Meine Juli-Kolumne im GAB-Magazin

    jessica purkhardt illuEin lebloses Salatblatt, auf dem eine ausgeweidete Tomate treibt. Gefriergetrocknete Schnittlauchschnipsel, manchmal eine Prise Paprikapulver, Tupfer von Balsamico-Créme, seltener sogar essbare Blüten.

    So finden wir hier hierzulande meist unsere Tellerränder dekoriert.

    Was uns natürlich nicht davon abhalten soll, immer wieder über eben diese Tellerränder hinauszublicken.

    Eine Binsenweisheit, die im Bezug auf Gaumenfreuden dennoch genauso richtig ist, wie hinsichtlich der Teilnahme an CSD- und Pride-Veranstaltungen.

    Letzteres haben ein gutes Dutzend Mitglieder von ERMIS in diesem Jahr in die Tat umgesetzt. Der Zusammenschluss von griechischstämmigen Lesben und Schwulen, von denen ein großer Teil im GAB-Verbreitungsgebiet lebt, nahm zum ersten Mal am noch vergleichsweise jungen „Athens Pride“ teil und es bedurfte keines Wortes der Überredungskunst um auch die Autorin dieser Zeilen zur Teilnahme an jener Exkursion über den Tellerrand hinaus zu bewegen.

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  • "Influencer vs. Influenza" - Meine Mai-Kolumne im GAB-Magazin

    Jessica Purkhardt - Zwischen den Zeilen Das Verschlagworten war im analogen Zeitalter vor allem eine unliebsame Fleißaufgabe von Bibliothekarinnen und Archivaren. Und dabei doch gleichzeitig eine hohe Kunst, mit der durch das präzise Auszeichnen mit wenigen, aber treffenden Stichworten, Wissen, Inhalte und Objekte in den Weiten der Regalmeter und Depots wieder auffindbar waren.
    Schallendes Gelächter hätte vor kaum mehr als zehn Jahren durch die blankpolierten Gänge der Büchereien gehallt, hätte jemand die Voraussage geäußert, im Jahr 2018 verstünden sich bereits vorpubertäre Teenager auf das korrekte und durchdachte Setzen von Schlagwörtern.
    Sogar freiwillig und mit vorangestelltem Rautenzeichen.

    Und doch ist genau das heute der Fall.

    Denn ohne die richtige Indexierung durch raffinierte, wortspielerische Hashtags (#) ist das eigene Selfie in den Sozialen Medien kaum auffindbar und damit gleichsam wertlos.
    Auch Produktetiketten, Nachrichtensendungen und Werbeplakate nennen längst bereitwillig eine #-Parole, unter der man die eigene Zielgruppe versammeln, mit ihr diskutieren und an sich binden möchte.

    Bezüglich Köderfunktion und Haltekraft ist der Hashtag des 21. Jahrhunderts also schlichtweg das digitale Gegenüber zum bereits vor etwa 20.000 Jahren erfundenen Angelhaken.
    Der Verdacht liegt damit nahe, dass sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrer prägnanten Rauten-Geste längst selbst verschlagwortet hat.

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  • "R-E-S-P-E-C-T" - Meine September-Kolumne im GAB-Magazin

    jessica purkhardt illuGesellschaft sei für gewöhnlich zu billig zu haben, schrieb Henry David Thoreau schon 1854.
    Man treffe sich nach zu kurzen Zwischenräumen, als dass wir Zeit genug hätten, neuen Wert füreinander zu erlangen „und lassen den anderen immer wieder von dem schimmeligen alten Käse kosten, der wir sind.“
    Aus diesem unappetitlichen Vergleich leitet der amerikanische Schriftsteller und Philosoph ab, dass um diese häufigen Zusammenkünfte erträglich zu machen, gewisse Regeln zu beherzigen seien – nämlich Höflichkeit und Etikette.
    Man wohne ohnehin schon zusammengepfercht, sei einander im Weg, stolpere übereinander und verliere „einigermaßen den Respekt voreinander.“

    Nun ist der Mikrokosmos unserer queeren Szene ein gutes Beispiel dafür. Man kennt sich und begegnet sich beim Durchstreifen der engräumig angeordneten Szenelokale, ob man will oder nicht.
    Es ist sicherlich dieses vielmalige Aufeinandertreffen, das bei einigen Zeitgenoss*innen dazu führt, in dem an sich wertvollen Gut von Zusammensein und Geselligkeit irrigerweise eine überflüssige Begegnung zu sehen. Das wird oft sogleich, künstlich oder ernst gemeint, aber dann immer lautstark und theatralisch, beklagt um vielleicht einen Lacher der Umzustehenden zu erheischen.

    Noch besser als wortgewandte Sticheleien auf Kosten des Gegenübers kommen aber immer der Ausdruck von Höflichkeit, Wertschätzung und Respekt bei allen anderen an.
    Probiert’s mal.

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  • „Keine No-Go-Areas für LSBTIQ+ im Herzen der Stadt“

    Am vergangenen Sonntagabend, 15. November 2020, ereignete sich auf der Zeil vor dem Einkaufszentrum MyZeil ein queerfeindlicher, körperlicher Angriff gegen eine 20-jährige Person durch mehrere Menschen.

    Die AIDS-Hilfe Frankfurt (AHF), seit Jahrzehnten eine Frankfurter Institution für queeres Leben und die Belange von LSBTIQ+-Menschen, verurteilt diesen Angriff auf die Unversehrtheit einer Person aufgrund ihrer für die Täter*innen nicht konformen Lebensweise aufs schärfste.

    Jessica Purkhardt, Vorstandsmitglied der AIDS-Hilfe Frankfurt sagt dazu: „Einmal mehr erschüttert eine queerfeindliche Gewalttat die LSBTIQ+-Community. Diesmal nicht in Berlin oder Dresden, sondern in unserer Stadt Frankfurt. Dass es Menschen gibt, die queeren Menschen Gewalt antun, wissen wir. Berichte darüber erreichen uns auch in Frankfurt mehrfach im Jahr. Betroffen macht uns aber zusätzlich, dass bei der Gewalttat vom zurückliegenden Wochenende nur die wenigsten Umstehenden darin Unrecht erkannt haben und eingeschritten sind.“

  • 50 Jahre Stonewall - Meine März-Kolumne im Gab-Magazin

    jessica purkhardt illuMir schwant Buntes, wenn ich daran denke, dass sich in diesem Jahr jene Begebenheiten von 1969 zum fünfzigsten Mal jähren, bei denen sich eine Ansammlung von Menschen, endlich der fortwährenden Demütigung, Ausbeutung, Gewalt und Ausgrenzung widersetzte - bei einer Razzia in der Spelunke „Stonewall Inn“ in der New Yorker Christopher Street.

    Denn seitdem erinnern wir uns mit unterschiedlichen Veranstaltungsformaten in den Sommermonaten daran, entweder in Anspielung auf den Geburtsort der Bewegung als „Christopher-Street-Day“ oder auf den damals auf immer mehr Lippen laut gewordenen Schlachtruf „Gay Pride“ und erneuern alljährlich unsere Forderungen nach Akzeptanz und Gleichstellung und nach dem Ende von Diskriminierung und Ausgrenzung.

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  • After-CSD-Lethargie: Meine neue Kolumne im GAB Magazin

     Zwischen den Zeilen IllustrationGeschafft!

    Mit dem CSD Mittelhessen ist im gab-Land das (wenn gewünscht gerne auch ‚der‘) letzte Pride-Event der Saison über die Bühne gegangen. Und was man so hören und lesen konnte, vergingen die CSDs in der Republik hier und da zwar mit den üblichen Finanzierungssorgen und gewissen inhaltlichen Divergenzen aber doch ohne große Zwischenfälle.

    Das war wichtig. Denn ohnehin war Alarmismus in den zurückliegenden Wochen eine weitverbreitete Gefühlslage. Von Sommerloch konnte bedauerlicherweise gar keine Rede sein.

    Wie glühend bereit war ich gewesen, mich zur Hauptsendezeit über eine volkswirtschaftliche Raffinesse wie der jährlich wiederkehrenden Forderung eines Bundestagshinterbänklers nach der Einführung der Pizza-Steuer informieren zu lassen. Und wie überaus hörenswert hätte ich es gefunden, wenn in einem mecklenburg-vorpommerischen Badesee ein Brillenkaiman gesehen worden wäre.

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  • All The Sex I've Ever Had

    Mousonturm web
    Heute Abend bin ich im Mousonturm in der Frankfurter Fassung von "All the Sex I've Ever Had", in der Menschen über 65 alles berichten, was sie über ihr Sexleben in Erinnerung haben.

  • Anleitung zum Spazierengehen: Meine April Kolumne im GAB-Magazin

    Im Jahr 1776 machte der Philosoph Jean-Jacques Rousseau einen Spaziergang durch die abgeernteten, menschenleeren Weinberge und Felder vor Paris. Beeindruckt durch das Bild der Verlassenheit um sich herum schrieb er: „Der Anblick bot eine Mischung aus schönen und traurigen Eindrücken, die meinem Alter und meinem Schicksal so sehr entsprach, dass ich ihn geradezu auf mich beziehen musste.“ Diese Zeilen kamen mir in den Sinn, als ich unlängst maskiert und zu allem und jedem den gebotenen Abstand wahrend mit einem Freund durch die Straßen und Gassen der queeren Szene in der Frankfurter Innenstadt flanierte. Die Stationen unseres sonst leutseligen Bar-Hoppings fanden wir erwartungsgemäß mit herabgelassenen und dem Straßenstaub von Monaten bedeckten Rollläden vor. Doch entlang unserer üblichen Pfade durch das schwule Bermuda-Dreieck begegneten uns immer wieder die Menschen, die unsere Szene so liebenswert machen. Schnell waren die wenigen Neuigkeiten ausgetauscht und man lachte und schäkerte gemeinsam. Auch Rousseau erging sich angesichts des von seiner Umgebung dargebotenen Bildes der Einsamkeit nicht in Missmut. Vielmehr erzeugte sie eine neue Bezogenheit zu sich selbst, Selbstgenuss und einen Verstärker seiner Emotionen, sodass er notierte: „Die Quelle des wahren Glücks, so lernte ich durch eigene Erfahrung, liegt in uns selber; und keine Macht der Welt vermag es, jemanden elend zu machen, der glücklich sein will und weiß, wie er es wird …“

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  • Athens Pride 2019

    "The street tells our story" ist das Motto dieses Jahr auf dem Athens Pride und wir tanzen vom Syntagma-Platz in großer Vielfalt, Hitze und Lautstärke durch die Stadt.

    Athens Pride 2019 The street tells our story

  • Athens Pride 2019

    "The street tells our story" ist das Motto dieses Jahr auf dem Athens Pride und wir tanzen vom Syntagma-Platz in großer Vielfalt, Hitze und Lautstärke durch die Stadt.

    Athens Pride 2019 The street tells our story

  • Bequeme Illusionen - Meine Mai-Kolumne im GAB-Magazin

    „Frankfurt hat keinen Platz für Queerfeindlichkeit“, hieß es neulich in einem Redebeitrag auf der Solidaritätsdemo gegen gewalttätige Übergriffe auf queere Menschen in der Mainmetropole. Ich würde sagen: Doch. Und Frankfurt hat auch einen Namen für diesen Platz: Die Konstablerwache – am Wochenende zwischen Mitternacht und Tagesanbruch.

    Ort und Zeit sind bekannt und nicht neu. Seit mindestens drei Jahrzehnten ist das so. Zwischendurch hatten die Übergriffe mal deutlich abgenommen, doch die homo- und transfeindliche Gewalt steigt seit Jahren unübersehbar an. Dass man nicht noch öfter demonstrieren muss und die behördlich erfassten Hassdelikte gegen Queers in der Frankfurter Innenstadt, wie die Polizei mitteilt, „im mittleren einstelligen Bereich“ rangieren, liegt daran, dass sich die Szene – anders als die Mehrheitsgesellschaft – nicht der bequemen Illusion hingibt, dass es keine Orte gibt, die bestimmte Personengruppen schlichtweg meiden müssen, um Anfeindungen und Gewalt aus dem Weg zu gehen.

    Es ist queeres Frankfurter Allgemeinwissen, dass man sich lieber was leiht, als nachts noch mal zum Geldautomaten an der Konstablerwache zu müssen, und sich in diesem Bereich allein am besten mit dem Taxi fortbewegt. Damit sich das ändert, ist ein erster Schritt, sich von lieb gewonnenen Floskeln zu verabschieden, die Realität in den Blick zu nehmen und Lösungen zu suchen.

    Die ganze Kolumne in der Mai-Ausgabe des GAB-Magazins weiterlesen

  • Bittere Selbstbestimmung - Meine November-Kolumne im GAB-Magazin

    In dieser Ausgabe von „Zwischen den Zeilen“ graut es Jessica Purkhardt vor den Debatten um das Selbstbestimmungsgesetz für Transgender, der Entsolidarisierung von Lesben und Schwulen und dem bitteren Nachgeschmack, der bleibt.

    Die ganze Kolumne lesen im GAB-Magazin

  • Corona-Virus vs. Krone der Schöpfung - Meine April-Kolumne im Gab-Magazin

    jessica purkhardt illu„Küsschen, Küsschen!“ – „Lieber nicht.“ Es muss schon viel passieren, damit auf das Begrüßungsritual der schwulen Szene landauf, landab verzichtet wird. Ein Fledermausvirus, das sich auf einem Lebensmittelmarkt in der chinesischen Provinz den Menschen als neuen Wirt aussuchte, hat es dennoch geschafft. Nicht, dass wir nicht auch vorher schon in die Ellenbeuge gehustet und geniest hätten. Nur halt oft nicht in die eigene. Aber während weite Teile der Bevölkerung Klopapier horten und aus Angst vor dem Hungertod in Quarantäne notgedrungen sogar die bislang verschmähten Vollkornnudeln aufkaufen, zeigt sich die Szene vollkommen unpanisch. Das mag damit zusammen hängen, dass die Selbstbezeichnung „gay“ (lebenslustig, unbekümmert) nicht von ungefähr kommt.

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  • CSD: Der Countdown läuft – aber die Uhr wird nicht zurück gedreht!

    Vom 17. Juli bis zum 19. Juli findet rund um die Konstablerwache der jährliche Frankfurter Christopher-Street-Day (CSD) statt. Das diesjährige Motto lautet „Besorgte Homos“ und nimmt damit Bezug auf die von Baden-Württemberg ausgehende Bewegung von Rechtspopulisten und religiösen Fundamentalisten, die sich unter dem verharmlosenden Namen „Besorgte Eltern“ zusammen getan haben.

    Wer will die Uhr zurück drehen?

    Wer will die Uhr zurück drehen?Nachdem diese Bewegung in den vergangenen beiden Jahren den baden-württembergischen Ansatz zur Aufnahme von sexueller Orientierung und Identität als Querschnittsthema in den Bildungsplan des Bundeslandes bewusst falsch interpretiert und mit populistischen Parolen von „ideologischer Umerziehung“ und „Frühsexualisierung“ gezielt Unwahrheiten verbreitet und Ängste geschürt hat, heben diese Gruppen nun dazu an, Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern ihre über Jahrzehnte erstrittenen Rechte abzusprechen, Hetze gegen Minderheiten wieder gesellschaftsfähig zu machen und so die Uhr zurück zu drehen vor die Zeit der LGBT-Emanzipation.

  • Danke ARTE - Meine Januar-Kolumne im GAB-Magazin

    jessica purkhardt illuDanke ARTE.
    Dafür, dass du nach dem Abendprogramm mit drei Stunden Tanztheater und gelben Untertiteln dann immerhin im Spätprogramm noch Beiträge wie neulich das Freddie Mercury-Porträt zeigst.
    Denn es war genau die biografische Hälfte, die dem Film „Bohemian Rhapsody“  gefehlt hat.

    Als „keimfrei“ bezeichnete ein Bekannter das Hollywood-Epos um das Leben des Queen-Leadsängers.
    Ein schmachtender Blick nach einem auf dem Herrenklo verschwindenden Trucker, etwas tuntiger Plausch in Sektlaune mit einem Radiomoderator. Später zwei, drei Küsse von Mann zu Mann und ein gutes Dutzend Statisten in Lederkleidung. Darin erschöpft sich weitgehend die Darstellung des schwulen Lebens des ikonenhaften Rockstars.

    Gleichzeitig legen die Macher Mercurys inneres Outing und das Bekenntnis zu sich und seiner Sexualität über den Zeitabschnitt seines Karrieretiefpunkts und die seelischen und physischen Niederlagen. Schließlich gebietet es dann das Hollywood-Pathos, dass mit der reumütigen Rückkehr in den Schoß der Hetero-Queen-Familie das für den HIV-Infizierten Freddie bestmögliche Happy End erreicht ist.  Feuchte Augen kriegte man im Kinosessel zwar, danach bleibt trotzdem der Eindruck, man habe ein retuschiertes Bild gesehen.

    Danke also ARTE, für die Anekdote, dass Freddie Mercury während der Arbeit an seinem Solo-Album besonders darunter litt, dass Michael Jackson immer ein Lama mit ins Aufnahmestudio brachte.

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  • Das "polnische Stonewall" - Meine September-Kolumne im GAB-Magazin

    „Panta rhei“ – „alles fließt“ ist einer der bekanntesten Lehrsätze des griechischen Philosophen Heraklit. Nicht zuletzt in Bezug auf die Zapfhähne und Cocktailshaker in den queeren Bars ist das derzeit zutreffend. Noch. Wer aber weiß, ob nicht demnächst doch wieder eine zweite Corona-Welle die vielen Partybilder von sich ungezwungen in den Armen liegenden Menschen aus meiner Instagram-Timeline schwemmt und für Monate wieder durch Lockdown-Selfies bei der Wohnzimmergymnastik ersetzt? Für viele Bereiche des Bar-, Klub- und Kleinkunstlebens, die kaum ein Wellental gespürt haben, wäre es der Untergang. Umso mutiger und bemerkenswerter ist, dass in der Frankfurter Szene Heraklits Sinnspruch des fortwährenden Formwechsels trotz Pandemie mit praktischer Bedeutung beladen wird. Denn hier vollzieht sich ein gelungener Generationenwechsel, bei dem Jung-Gastronom Max sowohl die Autographs Bar als auch die Blue Bar übernimmt. Erstere erhält wieder ihren Mädchennamen Tangerine, Letztere verschiebt er farblich ins wärmere Spektrum, sodass sie nun als Pink Bar reüssiert. Szene-Veteran Norbert weiß die über Jahre von ihm geführten Szene-Läden damit in guten Händen und eröffnete mir seine Übergabe-Entscheidung, wie es seine Art ist, leichthin mit einem Vers von Hermann Hesse: „Abschied nimmt die bunte Welt, / Die so lieb mir ward. / Hab ich auch das Ziel verfehlt, / Kühn war doch die Fahrt.“

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  • Das "polnische Stonewall" - Meine September-Kolumne im GAB-Magazin

    jessica purkhardt illu„Panta rhei“ – „alles fließt“ ist einer der bekanntesten Lehrsätze des griechischen Philosophen Heraklit. Nicht zuletzt in Bezug auf die Zapfhähne und Cocktailshaker in den queeren Bars ist das derzeit zutreffend. Noch. Wer aber weiß, ob nicht demnächst doch wieder eine zweite Corona-Welle die vielen Partybilder von sich ungezwungen in den Armen liegenden Menschen aus meiner Instagram-Timeline schwemmt und für Monate wieder durch Lockdown-Selfies bei der Wohnzimmergymnastik ersetzt? Für viele Bereiche des Bar-, Klub- und Kleinkunstlebens, die kaum ein Wellental gespürt haben, wäre es der Untergang. Umso mutiger und bemerkenswerter ist, dass in der Frankfurter Szene Heraklits Sinnspruch des fortwährenden Formwechsels trotz Pandemie mit praktischer Bedeutung beladen wird. Denn hier vollzieht sich ein gelungener Generationenwechsel, bei dem Jung-Gastronom Max sowohl die Autographs Bar als auch die Blue Bar übernimmt. Erstere erhält wieder ihren Mädchennamen Tangerine, Letztere verschiebt er farblich ins wärmere Spektrum, sodass sie nun als Pink Bar reüssiert. Szene-Veteran Norbert weiß die über Jahre von ihm geführten Szene-Läden damit in guten Händen und eröffnete mir seine Übergabe-Entscheidung, wie es seine Art ist, leichthin mit einem Vers von Hermann Hesse: „Abschied nimmt die bunte Welt, / Die so lieb mir ward. / Hab ich auch das Ziel verfehlt, / Kühn war doch die Fahrt.“

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  • Das Ende des Regenbogens - Meine Juli-Kolumne im GAB-Magazin

     

    Wir schrieben Geschichte. Stonewall ist dabei schon mehr als Geschichte. Es ist zur Legende geworden.

    jessica purkhardt illuWie es bei Legenden so ist, weichen sie mit jedem Jahr, das seit dem Ursprungsereignis vergangenen ist, ein bisschen mehr von den historischen Tatsachen ab. Gleichzeitig wird ihnen von Jahr zu Jahr ein bisschen mehr Pathos beigemessen. Unbemerkt halten irgendwann Drachen, Goldschätze, Heldenfiguren und göttlicher Einfluss Einzug und sie werden zu Sagen und dann zu Märchen.

    Hört man sich an, wie wir uns manchmal gegenseitig die Ereignisse der Juni-Nächte in der Christopher-Street erzählen, könnte man den Eindruck gewinnen, vor 50 Jahren sei eine Phalanx muskulöser, schwuler Männer mit schweißglänzenden Oberkörpern für höchste Ideale einer uniformierten Übermacht entgegen getreten.
    Nun, so war es nicht.

    Vielmehr waren es Queers, Stricher, Transgender, Lesben und natürlich auch Schwule, die während einer Razzia, wie sie zuvor im Village schon unzählige Mal stattgefunden hatte, zunächst unwillkürlich einige organisatorisch labile und korrupte Polizeistreifen übertölpelten und mit ihnen Katz und Maus spielten.
    Ähnliches hatte es in den Jahren zuvor auch schon in anderen US-Metropolen stattgefunden, war aber weitgehend undokumentiert geblieben.

    Wichtig ist bei allem, dass wir weiter Geschichte schreiben und wenn in nochmal 50 Jahren am Ende des Regenbogens der Topf voll Gold aus der Stonewall-Legende auf uns wartet, soll es uns nur recht sein.

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  • Das Ende des Regenbogens - Meine Juli-Kolumne im GAB-Magazin

    Wir schrieben Geschichte. Stonewall ist dabei schon mehr als Geschichte. Es ist zur Legende geworden. Wie es bei Legenden so ist, weichen sie mit jedem Jahr, das seit dem Ursprungsereignis vergangenen ist, ein bisschen mehr von den historischen Tatsachen ab. Gleichzeitig wird ihnen von Jahr zu Jahr ein bisschen mehr Pathos beigemessen. Unbemerkt halten irgendwann Drachen, Goldschätze, Heldenfiguren und göttlicher Einfluss Einzug und sie werden zu Sagen und dann zu Märchen.

    Hört man sich an, wie wir uns manchmal gegenseitig die Ereignisse der Juni-Nächte in der Christopher-Street erzählen, könnte man den Eindruck gewinnen, vor 50 Jahren sei eine Phalanx muskulöser, schwuler Männer mit schweißglänzenden Oberkörpern für höchste Ideale einer uniformierten Übermacht entgegen getreten.
    Nun, so war es nicht.

    Vielmehr waren es Queers, Stricher, Transgender, Lesben und natürlich auch Schwule, die während einer Razzia, wie sie zuvor im Village schon unzählige Mal stattgefunden hatte, zunächst unwillkürlich einige organisatorisch labile und korrupte Polizeistreifen übertölpelten und mit ihnen Katz und Maus spielten.
    Ähnliches hatte es in den Jahren zuvor auch schon in anderen US-Metropolen stattgefunden, war aber weitgehend undokumentiert geblieben.

    Wichtig ist bei allem, dass wir weiter Geschichte schreiben und wenn in nochmal 50 Jahren am Ende des Regenbogens der Topf voll Gold aus der Stonewall-Legende auf uns wartet, soll es uns nur recht sein.

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