Reisetagebuch

Italien: Nichts fehlt

Ein letztes Mal steige ich heute Morgen am Friedhofseingang aus dem Bus, belade den Traktoranhänger mit zwei Motorsensen, einem Kanister Sprit und dem restlichen Zubehör, fahre gemütlich durch das kleine Wäldchen am Fuß des Friedhofsberges und den Hang hinauf durch die sonnenbeschienenen Gräberfelder. Der heutige Tag ist weitegehend dem morgigen gewidmet, an dem die Abschlussgedenkfeier des Arbeitseinsatzes stattfinden wird. Mit Einsatzleiter Detlef gehe ich hinauf zur Krypta und wir überlegen, wie wir das Abschlussfoto inszenieren wollen. Ich schaue es mir das Gipfelmonument von mehreren Seiten aus, mache Probeaufnahmen bei dem Sonnenstand, den wir auch morgen Vormittag haben werden und das Ergebnis steht bald fest.

Der Soldatenfriedhof Futa-Pass
Über den Soldatenfriedhof Futa-Pass läuft Granitmauer spiralförmig den Berg hinauf und endet in einer monumentalen Spitze

Später kann mir noch etwas Zeit nehmen, um an meinen Texten zu arbeiten. Um halb zwölf starte ich dann ein letztes Mal den Traktor lade alles auf, was noch hinunter zu den Garagen der Friedhofsverwaltung zu bringen ist und holpere mit Susanne hinten auf dem Anhänger auf die andere Seite des Friedhofs, dann rechts ab zu den Komposthaufen, durch das kleine Wäldchen bis vor den großen Dieseltank. Hier verabschiede ich mich von meinem Gefährt.

Den Nachmittag habe ich zur freien Verfügung und verbringe ihn bei geschlossenen Rollläden und eingeschalteter Klimaanlage auf dem Bett sitzend, in Arbeit vertieft.
Am Abend gibt es dann zum Abschluss noch einmal unser Wunschmenü und wirklich werden unsere liebsten Pastagerichte der letzten beiden Wochen hintereinander in drei aufeinanderfolgenden Gängen serviert.

„Was wird dir fehlen“, geht die Frage um. Wir überlegen eine Weile und kommen zu dem Schluss, dass einem auch nichts von hier zu Hause fehlen kann, ohne, dass es bedeutet, dass auf dieser Reise irgendetwas schlecht war. Das halte ich für das bestmögliche Ergebnis einer solchen Reise.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.