Reisetagebuch

Der California Zephyr erklimmt die Rocky Mountains
Der California Zephyr erklimmt die Rocky Mountains

Mit dem "California Zephyr" über die Rocky Mountains

Denver, Colorado - Als ich langsam munter werde, scheint schon die Sonne durch die Vorhänge.  Als ich sie zurückziehe, leuchtet golden der Sonnenaufgang über der Prärie der "Great Plains". Ein Bild davon findet ihr auf der Website. Den Link dahin packe ich wie üblich in die Shownotes zu dieser Folge. Geweckt haben mich wohl die vielen Lautsprecherdurchsagen, die jetzt zu hören sind. Denn der Zug nähert sich Denver im US-Bundestaat Colorado, wo viele Reisende Aussteigen werden. Im Bahnhof beobachte ich das Treiben und auf der Plattform von meinem Beobachtungsposten im Obergeschoss des Waggons aus. Die Skyline von Denver kann ich allerdings von hier aus nicht erkennen. Das ist ein bisschen der Nachteil beim Zugfahren gegenüber dem Auto: Man sieht immer nur eine Seite vollständig.

Denver, Colorado- Als ich langsam munter werde, scheint schon die Sonne durch die Vorhänge.  Als ich sie zurückziehe, leuchtet golden der Sonnenaufgang über der Prärie der "Great Plains". Ein Bild davon findet ihr auf der Website. Den Link dahin packe ich wie üblich in die Shownotes zu dieser Folge. Geweckt haben mich wohl die vielen Lautsprecherdurchsagen, die jetzt zu hören sind. Denn der Zug nähert sich Denver im US-Bundestaat Colorado, wo viele Reisende Aussteigen werden. Im Bahnhof beobachte ich das Treiben und auf der Plattform von meinem Beobachtungsposten im Obergeschoss des Waggons aus. Die Skyline von Denver kann ich allerdings von hier aus nicht erkennen. Das ist ein bisschen der Nachteil beim Zugfahren gegenüber dem Auto: Man sieht immer nur eine Seite vollständig.

Doch schon bald bekomme ich einen großzügigen Überblick und die Ebene drumherum. Denn als der Zug Denver verlassen hat, fährt er schon bald spürbar bergauf. Denn nun geht es hoch in die Rocky Mountains. Bald verläuft die Strecke in Serpentinen, die den Vorteil haben, dass man so immer abwechselnd beide Seiten aus dem Fenster zu Gesicht bekommt. Einmal die zerklüfteten, mit Nadelbäumen gesäumten Hänge des Coal Creek Peak. Nach der nächsten Kehre überblickt man dann die Silhouette von Denver und die weite Ebene des östlichen Colorado in der Morgensonne. Ein grandioser Anblick. Doch bald hat der Zug die erste Gipfelreihe hinter sich gelassen und fährt in den Eldorado Canyon ein.

Der California Zephyr-Fernzug fährt durch Colorado

Vor dem Hintergrund dieser Geschichte überrascht es mich kein bisschen, dass die Landschaft, die sich nun zu beiden Seiten der Bahnstrecke erhebt, aussieht wie die Kulisse der Karl-May-Festspiele von Bad Segeberg. Der Fraser River und später der Colorado River toben durch den Canyon, über dem leuchtend rote Felswände thronen. Nun verstehe ich, weshalb ein Waggon des California Zephyr-Zug auch einen Panorama-Wagen dabeihat, der mit seinen vielen verglasten Flächen fast einen Rundumblick auf die atemberaubende Szenerie zulässt. Viele Passagiere fahren diese Strecke mit dem Zug nur, um im Zugabteil diese grandiose Landschaft an sich vorbeiziehen zu lassen. Hier ist einmal mehr der Weg das eigentliche Ziel.
Als wir eine Weile entlang des wild schäumenden Colorado Rivers fahren, meldet sich der Schaffner über den Lautsprecher mit der Durchsage: „Ladies und Gentlemen, es kann sein, dass sie jetzt gleich etwas Ungewöhnliches sehen werden. Nehmen sie es nicht persönlich. Das ist nur eine lustige Tradition. Ich wusste erst ein Weile überhaupt nicht, was er damit meinte. Doch auf einem Wildwasser-Schlauchboot auf dem Fluss zeigte uns die Crew ihre nackten Pobacken. Die Rafter auf dem Fluss verstehen es nämlich als ihre Tradition, dem vorbeifahrenden Zug der "California Zephyr"-Linie zum Gruß ihr nacktes Hinterteil zu zeigen. Ich war leider nicht schnell genug, ihren Gruß zu erwidern.

Auf eine andere Arte erheiternd sind die drei mexikanische Golden Girls, die seit Denver in meiner Reihe im Amtrak-Zug nach Sacramento sitzen. Sehr liebenswürdige Damen, die tagsüber stricken, abends mitgebrachte Nachos, Käsewürfel und Weißwein miteinander teilen und nachts dann in einem Berg von Decken unter den Sitzen auf dem Fußboden schlafen.

Schließlich rücken die rostroten Wände der Canyons immer weiter auseinander und machen einer geräumigen Steppenlandschaft Platz. Ich habe die Rocky Mountains überquert. Die flachen Berge haben die typische Form, die man ebenfalls aus Westernfilmen kennt. Plateaus, deren Wände fast rechtwinkelig abfallen. Sie sehen grandios aus im Sonnenuntergang, der ihre Schatten immer länger werden lässt, bis schließlich auch dieser Reisetag in der Dunkelheit verschwindet, während sich der California Zephyr in den Staat Utah hineintastet.

Plateaufelsen im westlichen Colorado

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.