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Der Eisenbahnbaron Cornelius Vanderbilt (Bild: flickr/ Allison Meier)
Der Eisenbahnbaron Cornelius Vanderbilt (Bild: flickr/ Allison Meier)

Der Commodore, der Eisenbahnkönig, der Räuberbaron Cornelius Vanderbilt

Vanderbilt kam als viertes Kind zur Welt. Seine Vorfahren väterlicherseits stammten aus der Gemeinde De Bilt in der Provinz Utrecht, Niederlande. Die ursprüngliche Form des Familiennamens lautete van der Bilt, das heißt „aus De Bilt“. Diese Vorfahren wanderten 1650 aus. Vanderbilts Vater war ein armer Bauer und verdiente zusätzlich Geld mit Boottransportgeschäften im New Yorker Hafen.

Vanderbilt verließ die Schule bereits mit elf Jahren. Im Alter von 16 Jahren kaufte er mit elterlichem Zuschuss ein Segelschiff, mit dem er einen Fährdienst zwischen Staten Island und New York eröffnete. Bald konnte er eine kleine Flotte von Booten aufbauen. Mit 20 Jahren heiratete er seine Cousine Sophia. Das Paar siedelte nach New York über, wo Vanderbilt mit seinem Schwager einen größeren Schoner baute.

Im Jahr 1818 verkaufte Vanderbilt seine Boote und wurde von dem vermögenden Thomas Gibbons für ein Jahresgehalt von 1.000 Dollar als Dampfschiffkapitän eingestellt. Vanderbilt machte sich bald unentbehrlich als Konstrukteur und Organisator. Zwölf Jahre fuhr Vanderbilt für Gibbons. Dann hatte er genügend Ersparnisse, um eine eigene Schifffahrtslinie eröffnen zu können. Auch das Angebot von Gibbons, sein Gehalt um 5000 Dollar zu erhöhen, konnte ihn nicht halten. Im Jahr 1829 war Vanderbilt 35 Jahre alt und besaß seine eigene Dampfschiffgesellschaft. In den 1850er Jahren gebot er bereits über eine Flotte von hundert Schiffen.

1848 sicherte er sich die exklusiven Transitrechte in Mittelamerika für den Seeweg von der Karibikküste, durch den Río San Juan über den Nicaraguasee und über Land an den Pazifik. Diese Route war etwa eine Woche kürzer als über Panama und einige Monate kürzer als um die Südspitze Südamerikas herum. Vanderbilts Strategie war erst einmal die Fahrpreise seiner Konkurrenten zu unterbieten. Berüchtigt war er für seine Rücksichtslosigkeit, wenn er sich von seinen Geschäftspartnern übergangen fühle. So schrieb er einmal die kurze Botschaft:

“Gentlemen: You have undertaken to cheat me. I won’t sue you, for the law is too slow. I’ll ruin you.
Yours truly, Cornelius Vanderbilt”

„Meine Herren! Sie haben es gewagt, mich zu betrügen. Ich werde Sie nicht verklagen, denn die Justiz ist zu langsam. Ich werde Sie ruinieren.
Hochachtungsvoll, Cornelius Vanderbilt“

Im Jahr 1855 gründete Vanderbilt eine Dampfschifffahrts-Linie über den Atlantik. Auch hier bot Vanderbilts Linie erheblich niedrigere Fahrpreise an und die Konkurrenz ging schließlich bankrott.
Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg investierte Vanderbilt in den Ausbau des Eisenbahn-Streckennetzes und verfügte bald über die wichtigsten Eisenbahnlinien der USA. 1873 eröffnete er die erste Eisenbahnverbindung von New York nach Chicago. Mit dem Eisenbahnbau ging eine zunehmende Ausweitung der Industrie einher, die Geschäfte in immer größerem Stil ermöglichte. Seine zahlreichen Unternehmen und erfolgreiche Börsenspekulationen machten ihn zu einem der reichsten Unternehmer seiner Zeit. Am Ende seines Lebens besaß er etwa 100 Millionen Dollar. Umgerechnet in heutige Kaufkraft, betrug sein Vermögen also etwa 143 Milliarden Dollar.

Als ich seine Sommerresidenz in Rhode Island betrete, fühle ich mich im Inneren sofort an Neuschwanstein erinnert. Hier gibt es alle Annehmlichkeiten, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts möglich waren. Denn das Märchenschloss von König Ludwig II. im bayrischen Hohenschwangau ist nur wenig älter. Vanderbilts Herrschaftshaus im Still der Neorenaissance war eines der ersten Privathäuser, das mit elektrischem Strom und einem Aufzug ausgestattet wurde. In den Badezimmern konnte man zwischen Süß- und Meerwasser wählen, beides jeweils warm oder kalt. Auf fünf Stockwerken gibt es auf mehr als 5000 Quadratmetern 70 Zimmer. Dem verschwenderischen Prunk sieht man an, dass der Eisenbahnbaron nicht wusste wohin mit seinem vielen Geld.

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