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Bild: flickr/gaeia/CC0
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Die Amischen in den USA

Die Amischen sind eine Glaubensgemeinschaft mit Wurzeln in der reformatorischen Täuferbewegung, die überwiegend in den USA lebt, aber überwiegend von Südwestdeutschen oder Deutschschweizern abstammt. Sie sprechen untereinander meist Pennsylvaniadeutsch. Die Bezeichnung leitet sich vom Namen ihres Begründers Jakob Ammann ab. Vom Hauptstrom der Täufer, den Mennoniten, trennten sich die Amischen im Jahr 1693. Etwa 300.000 Amische leben heute in 32 Staaten der USA sowie im kanadischen Ontario in etwa 500 Siedlungen.

Die meisten leben in den Bundestaaten Pennsylvania, Ohio und Indiana. Bekannt sind die Amischen besonders für ihren weitgehenden Verzicht auf moderne Technik und Kleidung. Stattdessen führen sie ein stark in der Landwirtschaft verwurzeltes Leben und legen großen Wert auf eine Familie mit klar vorgegebenen Geschlechterrollen, Gemeinschaft und Abgeschiedenheit von der Außenwelt. Wie andere täuferische Kirchen lehnen auch die Amischen entsprechend der Bergpredigt jegliche Gewalt und das Schwören von Eiden ab.

Amische in den USA (Bild: flickr/Shinya Suzuki/CC-BY-ND)
Amische in den USA (Bild: flickr/Shinya Suzuki/CC-BY-ND)

 

Diese selbst auferlegte Ordnung leiten sie aus Bibelzitaten der Apostel Paulus und Johannes ab, die fordern, „in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt zu sein“. Somit fühlen sich die Amischen verpflichtet immer wieder für sich zu bestimmen, was weltlich gesinnt ist und was nicht.
Diese Haltung sieht man den Amischen an: Hier geht es um Demut und Einfachheit. Ihre Kleidung soll weder durch Schnitt noch Farbe die Aufmerksamkeit auf den Träger ziehen. Manche erlauben sich nicht einmal Knöpfe, sondern nur Kleidernadeln oder Haken mit Ösen.

Die Kleidung der Männer

Amische Zimmermänner (Bild: flickr/Bruce Detorres/CC0)
Amische Zimmermänner (Bild: flickr/Bruce Detorres/CC0)


Die Männer tragen traditionell geschnittene Anzugjacken mit Stehkragen. Die Hosen haben keine Falten oder Hosenaufschläge. Es gibt keine Gürtel, sondern Hosenträger. Vorn haben die Hosen keinen Reißverschluss, sondern eine klappenartige Öffnung, die man mit Knöpfen verschließt. Die typische Kopfbedeckung der männlichen Amischen sind steife, breitkrempige Filzhüte. Je breiter die Krempe und je länger das Haupthaar, umso konservativer ist normalerweise eine amische Untergruppe. Im Sommer tragen die meisten Männer Strohhüte. Von verheirateten Männern wird das Tragen eines Bartes verlangt. Schnurrbärte hingegen sind fast überall verboten, da diese an das Militär erinnern.

Die Kleidung der Frauen

Amische Frauen (Bild: flickr/ Joe Shlabotnik/CC-BY)
Amische Frauen (Bild: flickr/Joe Shlabotnik/CC-BY)

 

Die Frauen tragen einfarbige Kleider meist in gedeckten dunkleren Farben mit langen Ärmeln und einer schwarzen oder weißen Schürze. Die Strümpfe und die flachen Schuhe sind schwarz. Vor allem Kinder, aber teilweise auch Jugendliche und erwachsene Frauen gehen während der Sommermonate oft barfuß. Das Haar von Mädchen und Frauen wird niemals abgeschnitten; sie tragen die Haare aufgesteckt oder im Haarknoten unter einer Haube, die sie schon im Teenageralter anfangen zu tragen. Jegliche Art von Schmuck und Verschönerung ist untersagt, dazu gehört auch das Tragen von Ringen und Make-up.

Amische und Technik

Bis etwa zum Ende des 19. Jahrhunderts unterschieden sich die Amischen äußerlich also nur wenig von der ländlichen Bauernbevölkerung ihrer Umgebung. Denn alle anderen trugen eine ähnliche Kleidung. Die der Amischen war lediglich schlichter und auch sonst verzichteten die Amischen auf jeden unnötigen Luxus. Der Lebensalltag der Menschen umfasste nur wenig moderne Technik. Erst mit dem Aufkommen des Telefons und etwas später von Autos traten Fragen des Technikgebrauchs in den Mittelpunkt.

Telefon, Fernsehen und Internet

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zog langsam das Telefon in den USA auch in ländliche Gebiete ein. Da es zu Anfang keine Bestimmungen bezüglich des Telefons in der Ordnung gab, legten sich auch Mitglieder der Amischen Telefone zu, was jedoch zu Spannungen in den Gemeinden führte und die Einstellung der Konservativeren gegen das Telefon verhärtete. Als dann in den 1950er Jahren langsam das Fernsehen ländliche Gebiete erreichte, wurde es so gut wie überall von Anfang an von den Amischen verboten. Gleiches gilt heute auch für das Internet. Die meisten Amischen reagierten auf die zunehmende Verbreitung von Autos zwischen den beiden Weltkriegen mit einem Verbot. Denn „automatische Mobilität“ bedeute eine Schwächung des lokalen Gruppenzusammenhalts, denn das Auto sei ein unnötiges Statussymbol. Im täglichen Leben werden bis heute Kutschen benutzt. Landwirtschaftliche Geräte werden ebenfalls von Pferden gezogen, auch wenn sie motorbetrieben sind.
Flugreisen sind verboten, doch Bus- und Bahnfahrten sind erlaubt.

So erklärt sich also, dass ich in diesem Zug, der durch die Stammlande der Amischen fährt, mit einem Mal von diesen Menschen umgeben bin, die ich bis dahin nur aus Filmen kannte. Der bekannteste ist sicherlich der mit zwei Oscars prämierte Film „Der einzige Zeuge“ von 1985 mit Harrison Ford in der Hauptrolle.

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