Schon bei einem Athen-Besuch vor einigen Jahren erklärten mir meine Athener Freunde, dass man gar kein Taxi mehr bestelle, sondern mit BEAT fahre. Das ist der privatwirtschaftliche Personenbeförderungsdienst analog zu UBER, BOLT und Konsorten. Er funktioniert ebenfalls über eine mobile App. Die hatte ich neulich erst gelöscht, weil ich während der Corona-Pandemie nicht mehr nach Griechenland reisen konnte. Nach meiner jüngsten Segelreise durch die Kykladen kam ich aber nun in Piräus an und musste meinen Transfer zu einem Hotel an der attischen Küste organisieren. Bei der BEAT-App registriert man sich einfach mit der eigenen Telefonnummer.
Die App bestimmt den Standort und fragt nach dem Fahrziel. Im Hafen von Piräus gibt es mehrere vordefinierte Pick-up-Points. Das sind die überdachten Warteflächen, wo auch die Busse abfahren.
Der BEAT-Fahrer und ich hatten etwas Probleme zusammen zu finden und brauchten dafür zusätzliche 15 Minuten. Die BEAT-Autos können Privatfahrzeuge sein oder auch Taxis. Beiderlei erkennt man an einem entsprechenden Schild in der Ecke der Windschutzscheibe.
Die Nacht in der gut geschützen Vathi-Bucht auf der Südwest-Seite von Sifnos war wegen der starken Windböen nervenaufreibend aber nicht bedrohlich. Heute an unserem letzten Segeltag galt es, die Insel im Norden zum umrunden und dann ab der Spitze noch einmal 25 Seemeilen über das offene Meer ohne Landabdeckung gegen Wind und Wellen nach Osten zurück nach Paros zu fahren. Der Wind wehte stark mit 25 bis 30 Knoten fast genau aus Norden. Unsere Segelyacht, eine Bavaria 48, war auch bei bestem Trimm nicht höher als 50 Grad an den Wind zu kriegen. Das bedeutete, dass wir beim Kreuzen zunächst weit nach Westen aufs offene Meer hinaussegeln mussten.
Wir liegen in der fast rundum geschlossenen Vathi-Bucht der Kykladen-Insel Sifnos. Heute Morgen sind wir in der Ormós Despothikos vor der Insel Antiparos aufgebrochen. Die Nacht war für alle Besatzungsmitglieder unserer Segelyacht "Enigma" sehr erholsam und auch Carsten, der bislang kaum Schlaf gefunden hatte, kam heute ausgeruht zum Frühstück in den Salon. Er steuerte unser Boot heute den ganzen Tag und endlich auch ein langes Stück "hart am Wind", wie er es sich schon vor Monaten bei den Vorgesprächen gewünscht hatte. Das Wichtigste: Die Crew hat ihr "Fock-Trauma" von vorgestern überwunden.
Es ist der Morgen nach der letzten Nacht im Hafen von Naxos. Von nun an werden wir nur noch Ankern. Frischwasser, Proviant und die Batterien sind aufgefüllt. Alle Manöver sind vorbesprochen. Wir haben Rückenwind und kommen sehr gut voran. Doch plötzlich verklemmt sich die Vorschot in den Wanten und wir sind nicht mehr manövrierfähig. Das Problem ist schnell behoben und die stressige Situation bewältigt. Wir segeln nur noch mit Großsegel weiter und geraten bald in der Landabdeckung von Naxos in eine Flaute. Unter Motor fahren wir ein in die Bucht von Livadi auf der Insel Iraklia, wo kristallklares, türkisfarbenes Wasser für die Mühen dieses Segeltages belohnt. Der Anker liegt ausgezeichnet und wir verbringen eine bezaubernde Vollmondnacht auf dem Meer.
Heute herrscht auf See Starkwind und wir bleiben in der Marina. Ein Freund, der auf der Insel lebt, holt uns mit seinem Auto ab und zeigt uns die Insel. Oben in den Bergen liegt der malerische Ort Aperathos, wo er immer in einer kleinen traditionellen Bäckerei sein Brot kauft und wir versorgen uns dort ebenfalls mit Brot für die kommenden Tage auf See.