Reisetagebuch

Tokio: Traditionelle chinesische Medizin zum Essen

Traditionelle chinesische Medizin besteht nicht nur aus zerstoßenen Walpenissen, gemahlenen Nashorn-Nashörnern, erdigen Wurzeln und bitteren Tees.
Selbstverständlich lassen sich viele heilsame Gewürze, Kräuter und Lebensmittel auch zu leckeren Gerichten kombinieren. Heute heißen sie Super Foods, aber natürlich sind sie schon seit 3000 Jahren in Gebrauch. Im Tokioter Restaurant "Qibao Maratan" hat  man sich der Zubereitung von Nudelsuppen nach den Prinzipien der traditionellen chinesischen Medizin verschrieben. Ich habe sie probiert.

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Es kann schon sein, dass man einen Moment vor der Tür warten muss, denn das "Qibao Maratan" ist schon was besonderes. Ramen-Nudelsuppen gibt es in Tokio an jeder Ecke. Aber selten darf man sich sein Essen auf frischen Zutaten selber zusammenstellen und bekommt eine Suppenbasis, die lange Vorbereitung braucht und deshalb entsprechend selten ist. Denn in ihr sind verschieden Gewürze und Kräuer der traditionellen chinesischen Medizin enthalten.
Während man vor der Tür wartet, hat man Gelegenheit, sich den gewünschten Schärfegrad auszusuchen. Das ist eine weitere Besonderheit: Scharfe Suppen muss man auch in der japanischen Metropole etwas länger suchen.

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Ich habe mich für den Schärfegrad 4 entschieden. Vor allem, weil ich nicht noch 70 Yen extra hinlegen wollte, für eine zusätzlich Schärfe, die mir vielleicht ohnehin schon zuviel sein könnte. Mit 4 bin ich auch genau richtig gefahren. Mehr wäre auch noch erträglich gewesen, hätte aber etwas den Geschmack der anderen Zutaten verstellt. Denn gewürzt wird vor allem mit Sichuan-Pfeffer, der bei zu großzügigem Gebrauch auch bitter schmecken kann.

Das "Qibao Maratan" ist übrigens ein moderner, hipper Laden. Deswegen bekommt die Bestellquittung auch keine Nummer wie in den Tausenden anderen Restaurants der Stadt sondern zwei Buchstaben - as, wt , eb und so. Das ist verwirrend, macht aber nichts, denn das Essen findet auch nach diesem Prinzip seinen Weg an den Tisch.
Damit es noch ein bisschen extravagant-vespielter wird, werden die Extrawünsche nicht einfach von der Bedienung auf ihrem Zettel notiert, sondern per Schlüsselanhänger eingereicht. Funktioniert aber auch.

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Jetzt ist Einsatz gefragt und wer planlos anfängt, die frischen Zutaten zusammen zuschaufeln, hat erstens viel zu viel und zweites passt sehr wahrscheinlich vieles nicht zueinander. Wirklich falsch machen kann man allerdings nicht. Trotzdem ist hier Konzeptarbeit und eine halbwegs genaue Vorstellung von dem Suppenergebnis nützlich. Schließlich wird alles grammgenau abgewogen. Alle Zutaten kosten 40 Yen pro Gramm und werden auf den Grundpreis von 500 Yen aufgeschlagen.

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Wer keinen Koriander mag sollte das unbedingt dazu sagen, denn der ist serienmäßig und großzügig mit dabei. Ein bewährtes Grundmodell für eine Nudelsuppe, die schmeckt, nicht einseitig und abgerundet ist, sollte eine Sorte Pilze, idealerweise Wachteleier oder Tofu, etwas Sojasprossen und eine Sorte grünes Gemüse (Pak Choi, Weißkohl etc) umfassen. Aber grundsätzlich gilt: Erlaubt ist, was schmeckt.
Bei mir sah das dann so aus:

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Website: (nur japanisch): https://maratan.com/

Anfahrt:

Wichtig zu wissen:
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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.