Reisetagebuch

Ich geb's zu: Sowohl die Temperaturregelung in amerikanischen Duschen als auch die Regeln im US-Straßenverkehr sind mir vielfach noch schleierhaft. In beiden Fällen gehe ich es also vor allem mit Mut und Beharrlichkeit an.
Ich geb's zu: Sowohl die Temperaturregelung in amerikanischen Duschen als auch die Regeln im US-Straßenverkehr sind mir vielfach noch schleierhaft. In beiden Fällen gehe ich es also vor allem mit Mut und Beharrlichkeit an.

Texas Road Trip: Fort Worth nach Amarillo

Heute geht es endlich richtig auf die Straße. Der Stadtverkehr in Fort Worth ging mir nämlich schon ganz schön auf die Nerven. Schon vor acht Uhr morgens sitze ich im Auto und stelle das Navi auf den Ort Wichita Falls ein. Dort will ich Mittagspause machen und bei Willies's Place zu Mittag essen. Ursprünglich wollte ich heute noch einen Besuch im National Vietnam War Museum in Weatherford, Texas unternehmen. Aber das hat heute gar nicht auf, deswegen muss ich das verschieben. Also kann ich gleich bis zum meinem heutigen Tagesziel durchfahren: Amarillo im Texas Panhandle, dem schmalen Streifen der zwischen New Mexico und Oklahoma.
Ich vermeide dabei die Interstate-Schnellstraße und fahre auf dem Highway 287, damit ich mehr zeit habe mir die Landschaft anzuschauen. Für mich ist diese Fahrt durch das flache Texas Entspannung pur.

Das ist mein Wellness: Rauf auf den Highway nach Westen, Tempomat rein,
Das ist mein Wellness: Rauf auf den Highway nach Westen, Tempomat rein, "80s Country"-Playlist auf 100% gedreht, kalte Dr.Pepper auf und dann 200 Meilen mit dem Knie lenken.

 Es dauert ein Weile, bis ich rausgefunden habe, wie der Tempomat funktioniert. Denn die ganze Zeit habe ich es nicht hingekriegt. Das lag aber nicht an mir, sondern an der schlechten Verarbeitung meines gemieteten Mazda. Die Knöpfe reagieren nur, wenn man ganz an der Seite mit dem Daumennagel reindrückt. Nach einer Weile tut mehr schon der Daumen we. Aber mit Tempomat fahren ist eine gute Sache, denn so vermeidet man unerfreuliche und kostspielige Begegegnungen mit der Polizei. Der Highway ist eine zweispurige Straße auf der man 75 Meilen pro Stunde (mph) fahren darf. Das sind 120 Kilomter pro Stunde (km/h). Das ist eie vernünftige Reisegeschwindigkeit. Manchmal führt der Highway aber durch Kleinstädte und da muss man drauf achten rechtzeitig auf bis zu 35 mph, also 35 km/h runterregelt. Die örtlichen Polizeibehörden sind nämlich angehalten, regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen, denn die Geldbußen bei einer Übertretung fließen direkt in die Stadtkassse. Die Sherriffs erwirtschaften also mit der Verkehrsüberwachung ihr eigenes Gehalt. In einem Ort sehe ich am Ortseingang ein Polizeifahrzeug auf einem Parkplatz stehen, gleichzeitig fährt noch jemand auf der linken Spur mir vorbei, der noch ein bisschen schneller unterwegs ist. Da gehen auf dem Polizeiauto auch schon die Blaulichter an und der Fahrer, der zu schnell war, wir auf den nächsten Parkplatz gelotst.

Ich achte also darauf und bleibe an diesem Tag unbehelligt. Ohnehin möchte ich lieber etwas langsamer fahren, um die Landschaft zu genießen. Zwischenzeitlich ist es mir auch gleungen mein Handy und Google Maps mit dem Auto zu verbinden, so dass ich nun die Navigation bis Amarillo auf dem großen Fahrzeug-Display habe. Das ist allerdings gar nicht nötig, denn Amarillo ist immer gut ausgeschildert.

Tony Christie:
Tony Christie: "Is this the way to Amarillo?" Ich: "Fahr' mir einfach hinterher."

Die viele Dr.Pepper-Limonade, die ich während der Fahrt trinke, muss irgendwann mal raus. Ich bin mir gar nicht sicher, ob es an den Highway-Tankstellen immer auch Toiletten gibt. Wahrscheinlich schon, aber vielleicht sind sie nicht immer so ganz sauber. Gerade als ich entscheide bei der nächsten Tankstelle rauszufahren, kommt das Schild "Rest Area" in Sicht. Ein Rastplatz mit einer Toilette. Die sind sehr ordnetlich und auch eine Sicherheitseinrichtung entlang des Highways. Denn man fährt hier sehr lange über offenes Land. Dewegen sind haben die Toilettenhäusschen eine Doppelfunktion.

Das
Das "Stille Örtchen" hat auf den Rastplätzen entlang des texanischen Highways noch eine zusätzliche Bedeutung: Die Toilettenhäuser sind nämlich gleichzeitig auch Tornado-Schutzräume

 Ich hatte aber das Glück die Einrichtung nur in der Weise benutzen zu müssen, wie ich es auch Europa gewohnt bin. Allerdings fegt über die weite texanische Ebene ein ganz schöner Wind. Wenn man es sich recht überlegt, ist das nicht überraschend, denn hier ist hunderte Meilen weit alles flach, so dass der Wind viel Platz hat, um Schwung zu holen.
Schließlich erreiche ich die Vororte von Amarillo und schwenke dort noch einmal ein auf den Parkplatz der Texanischen Tourismus-Behörde. Denn Morgen möchte ich einen Ausritt in die große Schlucht in der Gegend unternehmen, aber ich habe trotz tagelanger Versuche noch keine Ranch mit Pferden erreichen könne, die mir das ermöglicht. Die einen gehen nicht ans Telefon. Die anderen schon, müssen aber in dieser Woche ihre Pferche reparieren und haben keine Zeit. In der Tourismusinformation bekomme ich dann aber noch eine Adresse, wo jemand dran geht. Bei der Los Cedros Ranch geht sofort jemand ans Telefon und morgen um halb zehn kann ich einen Ausritt unternehmen. Volltreffer! 

Auch das Motel, in dem ich mich für die nächsten zwei Nächte eingemietet habe, ist tadellos, sauber und der Empfang freundlich. Ich ahbe sogar ene Kaffemaschine im Zimmer. Für das Abendessen schaue ich in auf der Texas Bucket List-Website nach. Das ist ein Reiseführer mit jeder Menge Geheimtipps und Dingen, die man in Texas besucht haben sollte. Für Amarillo finde ich ein Restaurant, auf das ich schon seit bestimmt hundert Meilen vor Amarillo aufmerksam gemacht wurde: Die Big Texan Steak Ranch. Sie wirbt, damit, dass man ein 72-Unzen-Steak (2 Kilo) kostenlos bekommt, wenn man es innerhalb einer Stunde aufessen kann. Als ich dort um kurz vor sehcs Uhr abends vorfahre, ist der riesige Parkplatz schon gerammelt voll. Es ist ein großes zweistöckiges Restaurant. Ich muss eine Wartemarke ziehen und eine Viertelstunde warten, bis ich einen Tisch bekomme. Ich lege mich allerdings nicht mit dem Riesen-Steak an. Schon das kleinste 8-UNzen-Steak mit 200 Gramm kostet über 20 Dollar. Aber die ist es auch wert. Ein Country-Musik-Duo geht mit Gitarre und Fiedel von Tisch zu Tisch und spielt den Gästen für ein Trinkgeld Country-Schlager. Ich bin total begeistert. Auch die Stimmung im Restaurant insgesamt finde ich herrlich. Es ist ein Ort, an dem alle das Essen und die Western-Kultur gemeinsam genießen und Freude dran haben.

Das kleinste Steak der Big Texan Steak Ranch ist genau richtig für mich
Das kleinste Steak der Big Texan Steak Ranch ist genau richtig für mich

Satt und glücklich fahre ich zurück in mein Motel. Mein erster Tag des Texas-Roead-Trips war ein voller Erfolg und ich habe mehr aus ihm machen können. als ich erwartet habe. Auch der morgige Tag sieht vielversprechend aus.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.