Reisetagebuch

Texas State Trooper

Noch ein Tag Rodeo

Die letzte Folge ging in Amarillo im Coyote Bluff Café zu Ende, wo ich den „Burger from Hell“ aß, der als besonders feurig galt, mir aber weder die Tränen in die Augen noch den Schweiß auf die Stirn getrieben hat. Ich habe deshalb behauptet, dass es nördlich des Rio Grande keine echten Gegner mehr für mich gäbe. Der Rio Grande ist der Grenzfluss zu Mexiko und dort ist das Essen bekanntlich wirklich höllisch scharf. In Vernon gibt es die Taqueria Jalisco, ein mexikanisches Restaurant für den Mittagstisch. Hier essen die mexikanischen Bauerbeiter zu Mittag, was bedeutet, dass ich hier richtig bin.

Und hier gibt es zu meinem Mittagsgericht zwei Sorten Salsa, eine grüne und eine rote und beide lassen mich meine eitle Behauptung aus der letzten Folge zurücknehmen.

 


Die Taqueria Jalisco liegt in der Wilbarger Street und der Ort Vernon liegt im Wilbarger County. Diese Häufung des Namens veranlasst mich nachzuschauen, was es mit diesem Wilbarger auf sich hat. Und wieder einmal stelle ich fest: Die Welt ist ein Dorf. Wilbarger war ein deutscher Einwanderer, dessen Vorfahren wohl aus dem ostpreußischen "Wielbark" stammten. Diesen heute polnischen Ort würde ich nicht kennen, hätte ich nicht dort vorletztes Jahr mit dem Volksbund Kriegsgräberfürsorge einen Soldatenfriedhof aus dem 1. Weltkrieg instandgesetzt. Wilbarger war übrigens ein zäher Bursche, denn er wurde bei einem Überfall von den Comanchen skalpiert und lebte dann trotzdem noch 12 Jahre "oben ohne".

Mit diesem Wissen, wie tough die Menschen hier waren und sein mussten, bekomme ich eine Ahnung, wie sehr diese Siedlungsgeschichte mit dem Kampf um die Erschließung und Eroberung des Westens auch die Menschen heute noch in Gemüt und Kultur prägt.

Nach dem Essen fahre ich wieder hinaus zum Gelände des Santa Rosa Roundups. Roundup und Rodeo bedeuten übrigens das gleiche. Nur in einer anderen Sprache. Das Wort Rodeo stammt vom spanischen/portugiesischen „rodear“ ab, was so viel wie „umrunden“ im Sinne von „zusammentreiben“ bedeutet. Also das gleiche wie Roundup im Englischen. Daran lässt sich ablesen, dass ein Rodeo eigentlich eine aus traditionellen lateinamerikanischen Bräuchen erwachsene Sportart ist, die erst in der Neuzeit die heutige Verbreitung auf dem nordamerikanischen Kontinent gefunden hat.

Gedenkminuten an der Pink Night
Gedenkminuten an der Pink Night

In der Arena beginnen bald die Wettkämpfe. Doch zunächst findet wieder eine Gedenkminute statt. Heute ist „Pink Night“ und man denkt gemeinsam an die Menschen, die gegen den Krebs kämpfen oder gekämpft hatten.
Es geht wieder los mit dem Bullenreiten. Hier gibt es neben dem Tier und dem Reiter in der Arena auch noch sogenannte Rodeo-Clowns. Wenn der Reiter die acht Sekunden auf dem Rücken des bockenden Stieres bestanden hat und abspringt, kommt er ins Spiel. Seine Aufgabe ist es mit bunten Tüchern den Bullen vom Reiter abzulenken. Denn der muss sich oft erst aufrappeln und würde sonst direkt hinterrücks auf die Hörner genommen.
Wenn er die Aufmerksamkeit des wütenden Stiers auf sich gezogen hat, flüchtet sich der Clown selbst auf das Gatter. Doch gleich bei einem der ersten Bullen schafft er das nicht rechtzeitig und bekommt etwas ab. Es ist nicht klar, wo er getroffen wurde, aber bald ist klar, dass er es aus eigener Kraft nicht aus der Arena schafft. Cowboys treiben zu Pferde den Bullen aus der Arena, während auf der anderen Seite schon die Sanitäter mit einer Krankentrage herbeigelaufen kommen und den Verletzten hinausbringen.

Ich mit dem Hauptsponsor: Der Dodge RAM 3500
Ich mit dem Hauptsponsor: Der Dodge RAM 3500

Es folgen die gleichen Wettbewerbe wie gestern, doch es braut sich ein Gewitter zusammen und bald prasselt der Regen auf das Wellblechdach der Tribüne. Es wird kühler und ich habe schon längst eine Überdosis Cowboy-, Western- und Rodeokultur abbekommen. Vor allem habe ich gesehen, wie die Menschen in kleinen Städten in Texas zusammenleben, wie sie feiern und was sie begeistert. Ich würde sagen auf die für Cowboys und Cowgirls bei einem Rodeo gilt der gute deutsche Spruch: Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.