Reisetagebuch

Taifun-Folgen in Manila: Zwangspause vor Palawan

Taifun-Folgen in Manila: Zwangspause vor Palawan

Noch bin ich nicht auf Palawan, denn die Abfahrt meines Schiffes von Manila verzögert sich. Der Taifun „Kabayan“ ist vor zwei Wochen über die Region hinweggezogen und hat zu großen Zerrüttungen im Schiffsverkehr geführt. Der Schiffsfahrplan hinkt immer noch hinterher. Ich nutze die Gelegenheit, um zwei ganz besondere Orte in Manila zu besuchen, die für die Pazifikregion, mindestens aber für die Philippinen von großer Bedeutung waren.

Mein erstes Ziel des Tages ist 15 Kilometer entfernt. Heute Morgen ist Berufsverkehr und die Fahrt durch die Staus von Manila dauert sicherlich eine Stunde. In der letzten Folge habe ich mich über die Motorradtaxi-App Joyride gefreut. Aber die hilft mir auf so einer langen Strecke zu dieser Tageszeit nicht weiter. Denn auch mit dem Motorradtaxi kommt man nur langsam voran. Währenddessen ist man der Hitze und den Abgasen ausgesetzt und so würde man sich schon morgens den Tag ruinieren. Ich entscheide mich deshalb für eine Fahrt mit Grab. Das ist die Südostasiatische Antwort auf Uber und noch mehr. Mit Grab, kann man fast alle Dinge des täglichen Bedarfs regeln. Bezahlen, einkaufen, alle möglichen Verkehrsmittel benutzen und so weiter. Schon mitten in der Nacht im malaysischen Dschungel hat mich in Folge 10 dieses Podcasts eine Grab-Fahrer aufgelesen. Und auch im Straßen-Dschungel von Manila funktioniert das jetzt reibungslos. Die Fahrt dauert zwar fast eine Stunde, aber immerhin sitze ich in einem klimatisierten Auto und kann die Fahrzeit nutzen, um ein paar Mails abzuarbeiten. Dann bin ich endlich am Ziel.

Gedenken auf dem Amerikanischen Soldatenfriedhof in Manila

Jetzt bin ich an einem der ruhigsten Orte hier in Manila. Nämlich auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof. Hier liegen 17.000 Gefallene des Zweiten Weltkriegs. Nicht alle sind hier in Manila gefallen, sondern auf den vielen Kriegsschauplätzen des Pazifikkriegs. Mit 17000 Einzelgräbern aus weißem Marmor Ist dieser amerikanische Soldatenfriedhof hier in Manila der größte amerikanische Soldatenfriedhof mit der größten Anzahl an Gräbern weltweit.

Fünfundzwanzig große Mosaikkarten in vier Räumen erinnern an die Aktionen der Streitkräfte der Vereinigten Staaten im Pazifik, China, Indien und Burma. Auf den amerikanischen Soldatenfriedhöfen sieht man oft was, was man auf den deutschen leider nicht so sieht. Was vielleicht auch notwendig wäre zu machen, vor allem nach so vielen Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg. Nämlich die Kriegsschauplätze in den Zusammenhang mit den Gefallenen hier vor Ort zu stellen. Damit man sich ungefähr vorstellen kann, wo und in welchem Zusammenhang diese Menschen ihr Leben verloren haben.

Der Friedhof erstreckt sich über 615.000 Quadratmeter und befindet sich auf einem markanten Plateau mitten in Manila, das aus der Ferne von Osten, Süden und Westen sichtbar ist. Mit insgesamt 17.206 Gräbern hat er die höchste Anzahl von Gräbern aller amerikanischen Soldatenfriedhöfe des Zweiten Weltkriegs. Viele der hier Bestatteten wurden während der Kämpfe in Neuguinea, der Schlacht auf den Philippinen in den Jahren 1941 und 42 oder der schrittweisen alliierten Rückeroberung der vielen kleinen Pazifik-Inseln getötet.

"Manila American Cemetery - Gedenkstätte für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. 17.000 Soldatenruhen hier inmitten von 17000 Einzelgräbern aus weißem Marmor, der größte amerikanische Soldatenfriedhof des Zweiten Weltkriegs weltweit."
"Manila American Cemetery - Gedenkstätte für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. 17.000 Soldatenruhen hier inmitten von 17000 Einzelgräbern aus weißem Marmor, der größte amerikanische Soldatenfriedhof des Zweiten Weltkriegs weltweit."

Alleine 17000 amerikanische Soldaten sind hier in Manila begraben. Viele Zehntausende andere an anderen Kriegsschauplätzen des Pazifikkriegs. Alleine bei der Schlacht um Manila verloren etwa 100000 philippinische Zivilisten ihr Leben. Dazu noch Zehntausende japanische Soldaten. Vor dem Eindruck dieses hohen Blutzolls muss man auch den Einsatz der beiden amerikanischen Atombomben im August 1945 sehen. Um dem Krieg endlich ein Ende zu bereiten.

Auf diesem wird auch der fünf Sullivan-Brüder gedacht, die während des Zweiten Weltkriegs als Matrosen in der United States Navy dienten. Die Brüder hießen George, Frank, Joseph, Madison und Albert Sullivan. Aufgrund ihrer gemeinsamen Dienstzeit und ihres tragischen Schicksals sind sie als die "Sullivan-Brüder" bekannt geworden.

Die Sullivans gehörten alle der Besatzung des Leichten Kreuzers USS Juneau (CL-52) an. Am 13. November 1942 wurde die USS Juneau während der Seeschlacht um Guadalcanal versenkt. Tragischerweise überlebten keiner der Sullivan-Brüder das Unglück. Ihre Verluste führten zu erheblicher öffentlicher Aufmerksamkeit und trugen dazu bei, dass die US Navy später Richtlinien für die Dienstbeteiligung von Familienangehörigen erließ, um solche tragischen Verluste zu verhindern.

Reflexion am Grab-Auto und Enttäuschung an der Bucht von Manila

Im Grab-Auto, in dem ich eine weitere Stunde Fahrzeit zur Bucht von Manila verbringe denke ich noch eine wenig über diese große Friedhofs-Anlage nach. Ich engagiere mich selbst beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und bin in den vergangen Jahren mehrfach bei freiwilligen Arbeitseinsatz in vielen Ländern Europas tätig gewesen. Das Geschehen auf den europäischen Kriegsschauplätzen des Zweiten Weltkrieges ist mir also sehr präsent. In Folge 27 dieses Podcasts war ich in Fredericksburg, Texas im Museum des Pazifikkrieges. Dort ist mir bewusste geworden, dass ich eine naturgemäß sehr deutsche damit aber auch unvollständige Perspektive auf diesen Teil der Weltgeschichte habe. Dann beendet die Ankunft am Meer meine Grübelei.

Der Hafen von Manila gilt als einer der besten Naturhäfen weltweit, weil die Bucht hier fast kreisrund ist. Es gibt eine Promenade, die entlang der Bucht führt. Aber ich muss sagen, ich hatte mir eigentlich mehr davon versprochen. Zum Beispiel das man fast bis ans Wasser rankönnte. Und nicht durch Baustellen und Zäune davon getrennt wäre. Und vor allen Dingen, dass diese furchtbare Straße hier nicht jede Aufenthaltsqualität verhindern. Das hatte ich mir ein bisschen anders vorgestellt.

Manila Bay - Ein Blick auf den Naturhafen von Manila, bekannt für seine kreisrunde Form.
Manila Bay - Ein Blick auf den Naturhafen von Manila, bekannt für seine kreisrunde Form.

Diese Uferpromenade, die eigentlich ein breiter Gehweg zwischen Hauptverkehrstraße und einem Zaun ist, scheint auch ein recht unsicherer Ort zu sein. In einer Hüfttasche steckt meine Kamera und an jedem Verkaufsstand werde ich von den Straßenhändlern darauf hingewiesen, dass ich bloß vorsichtig sein soll. Dann finde ich doch einen Durchgang im Zaun und gelange so auf eine Art Strand, wo sich auch einige Menschen tummeln.

Es gibt hier doch so etwas wie einen Strand. Man darf da nicht ungerecht sein. Ob man hier barfuß auf diesem Schotter rumlaufen wollte, ist noch einmal eine andere Frage. Und ob man hier wirklich in das Hafenbecken springen möchte, um darin zu schwimmen, das weiß ich auch nicht. Aber der Vollständigkeit halber muss das auch erwähnt werden. Aber der Vollständigkeit halber habe ich euch das jetzt auch erzählt. Ich will da nicht ungerecht mit meiner Gastgeberstadt Manila sein.

Rizal-Park: Gedenken an einen philippinischen Helden

Dann passiere ich die schwerbewachte amerikanische Botschaft, die unmittelbar am Wasser gelegen ist und erreiche den Rizal-Park.
José Protacio Rizal war ein philippinischer Nationalheld, Schriftsteller, Dichter, Arzt, und Reformer. Er wurde am 19. Juni 1861 in Calamba, Laguna, Philippinen, geboren und starb am 30. Dezember 1896 in Bagumbayan (heute Rizal Park) in Manila, Philippinen. Rizal spielte eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Unabhängigkeitsbewegung auf den Philippinen während der Kolonialzeit der Spanier.

Rizal studierte Medizin und Kunst in Europa und setzte sich während seines Lebens aktiv für soziale und politische Reformen ein. Er schrieb Werke wie den Roman "Noli Me Tangere" und die Fortsetzung "El Filibusterismo", die die Missstände unter der spanischen Kolonialherrschaft kritisierten. Seine Schriften inspirierten die philippinische Unabhängigkeitsbewegung und halfen, das nationale Bewusstsein zu stärken.

"Rizal-Park in Manila - Oase der Ruhe und Erinnerung an Jose Rizal, philippinischer Nationalheld und Reformer. Die Gedenkfeierlichkeiten laufen bereits am Ort seiner Hinrichtung."
"Rizal-Park in Manila - Oase der Ruhe und Erinnerung an Jose Rizal, philippinischer Nationalheld und Reformer. Die Gedenkfeierlichkeiten laufen bereits am Ort seiner Hinrichtung."

Rizal war auch ein brillanter Polyglott und sprach mehrere Sprachen, darunter Spanisch, Deutsch, Französisch, Englisch, und andere. Seine Ideen und Aktivitäten führten schließlich dazu, dass die spanischen Kolonialbehörden ihn wegen Rebellion und Aufwiegelung zum Tod verurteilten. Sein Tod durch Erschießung machte ihn zu einem Märtyrer und einem Symbol für den philippinischen Kampf um Unabhängigkeit und Freiheit. Der Rizal Day, der am 30. Dezember jedes Jahres auf den Philippinen begangen wird, ehrt seinen Beitrag zur philippinischen Geschichte und Unabhängigkeitsbewegung. Das ist also morgen und entsprechend laufen hier an seinem Hinrichtungsort schon die Gedenkfeierlichkeiten.

Am Nordrand des Rizal-Parks finde ich dann aber zwei Oasen der Ruhe.

Am Rande des Riza-Parks und einen chinesischen Garten, in dem ich gerade bin. In ihm kann man sich ein bisschen ausruhen und im Schatten abkühlen. Es gibt mir auch die Gelegenheit ein bisschen darüber nachzudenken, was ich hier auf den Philippinen und in Manila in den letzten zweieinhalb Tagen erlebt habe. Manila ist eine sehr laute, sehr dreckige Stadt, die von großer Armut geprägt ist. Was das aber alles wettmacht, sind die Menschen und die tollen Begegnungen, die ich hier in diesen zweieinhalb Tagen schon gehabt hatte. Die Filippinos, soviel kann ich jetzt schon sagen, sind geprägt von großer Gutmütigkeit und großer Freundlichkeit. An jeder Ecke findet man immer jemanden, der ein freundliches Wort für einen übrig hat. Mir fehlt es nicht schwer genauso zu reagieren du den Menschen auch immer ein freundliches Wort zukommen zu lassen.

Unterwegs in Manila: Fortbewegung und Fazit

Diesbezüglich ist es also ein Geben und Nehmen. Dann stürze ich mich wieder ins Getümmel und sehe mich nach einem Fortbewegungsmittel um für die Rückfahrt zu meiner Unterkunft im heutigen Chinatown am Nordufer des Pasig-Flusses. Es gibt wie in Thailand und Indien auch hier Dreiradtaxis.

Diese Dreiräder sind auch eine nette Fortbewegungsart. Auch ziemlich günstig. Ich habe jetzt aber auch schon mehrfach gesehen, dass die auch umkippen können, wenn sie entweder falsch beladen sind und/oder zu schnell um die Kurve gehen.

"Der kultige Jeepney-Bus in Manila - Ein bunter und lautstarker Wegbegleiter durch die Straßen der philippinischen Hauptstadt."
"Der kultige Jeepney-Bus in Manila - Ein bunter und lautstarker Wegbegleiter durch die Straßen der philippinischen Hauptstadt."

Und dann ist da ja auch noch der Klassiker auf den Philippinen, der auf keinem Reisefoto und in keinem Reisebericht fehlen darf. Der Jeepney-Bus: Der Klassiker hier in den Philippinen als Fortbewegungsmittel für kurze Distanzen oder auch längere Distanzen in Manila ist der Jeepney. Der basiert eigentlich auf dem amerikanischen Jeep, ist aber eine Stretch-Version davon du für den Nahverkehr umgebaut. Die fahren hier überall mit einer ziemlichen Lautstärke, aber kostengünstig durch Manila. Man kann sie anhalten, wo man will und man kann auch aussteigen, wo man will. Sie kosten wirklich nur kleine Beträge, aber man ist eben eine ganze Weile unterwegs.

Zur Rush Hour kommt man aber auch zu Fuß oft auf den Gehwegen entlang der Hauptstraßen nur genauso mühsam voran. Denn natürlich gibt es auch in Manila die Feierabend-Gehwegmärkte, auf denen die Leute auf dem Heimweg zum Feierabend noch ein paar Snacks einkaufen und allen möglichen Krimskrams. Diese Märkte sind immer sehr lebendig, aber man kommt halt durch sie sehr schlecht voran.

Aber auch hier ist natürlich der Weg das Ziel. Das gilt auch für Gehwege. Heute ist mein letzter Abend in Manila, denn morgen läuft endlich mein Schiff aus Richtung Palawan Deswegen ist es Zeit für ein erstes Fazit: 

Ich habe keine zweieinhalb Tage gebraucht, um festzustellen, dass dieser Menschenschlag ein besonders liebenswürdiger ist. Ich freue mich schon auf die nächsten Wochen, die ich hier in diesem Land verbringen kann. Denn diese Gutmütigkeit, die macht diese harte Stadt Manila doch gleich viel erträglicher und man kann sich eigentlich freuen, hier durch die Straßen zu laufen und mit den Menschen einen guten Tag zu haben.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.