Reisetagebuch

In den Fort Worth Stockyards

Um 8 Uhr morgens macht die Autovermietung auf und um 7 Uhr 59 stehe ich bei denen wieder vor der Tür und erkläre, dass ich mein Auto gestern nicht abholen konnte, weil zur Abholzeit schon geschlossen gewesen sei. Die Budget-Mitarbeiterin geht mit keinem Wort darauf ein und verzieht auch keine Miene. Das Auto sei noch da und ich könne es jetzt haben. Aber: Das sei wie mit den Flügen. Da gebe es auch tagesaktuelle Preise, die mal höher mal niedriger seien. Und heute sei der Preis für mein Auto um 200 Dollar höher als gestern. Das ist natürlich glattweg Betrug, denn ich habe ja eine Reservierung für einen ganz anderen Preis. Für den werde ich das Auto aber nicht bekommen. Die Alternative wäre die Buchung zu stornieren und weiter für teures Geld mit dem Uber auf der Suche nach einem Mietwagen durch Fort Worth zu fahren. Mit knirschenden Zähnen und in den Taschen geballten Fäusten gehe ich auf diese Erpressung ein, schwöre aber insgeheim Rache.

Texarkana ist eine Zwillingsstadt in Texas und Arkansas

Texarkana - Die Stadt, die es zweimal gibt

In der Nacht habe ich die Grenze von Missouri nach Arkansas überquert. Das ist schon der zehnte Bundesstaat dieser Reise durch die USA. Geschrieben wird der Name dieses Bundestaats Arkansas, doch ausgesprochen wird er Arkansas. Der Name Arkansas rührt von der französischen Aussprache eines Wortes der Quapaw her, das sinngemäß „Land der flussabwärts lebenden Menschen“ bedeutet. Die Aussprache wurde 1881 durch einen Beschluss des Bundesstaats amtlich – angelehnt an die Aussprache französischer – festgelegt.
Mehr habe ich von diesem Staat kaum mitbekommen. Die wenigen kleinen Ortschaften, die im Morgengrauen am Rande der Bahngleise zu sehen waren, sprachen nicht für den Wohlstand und große Lebenszufriedenheit ihrer Bewohner. Meist führte die Strecke aber ohnehin durch Wälder und Buschland. Nun bin ich aber in Texarkana angekommen und steige das erste Mal für einen kurzen Aufenthalt auf dem Bahnsteig aus dem Zug. Das besondere an Texarkana ist, dass es diese Stadt zweimal gibt. Es ist eine sogenannte Zwillingsstadt. Einmal in Texas und direkt nebendran noch einmal in Arkansas. Der Name Texarkana der Stadt ist also auch Standortbestimmung.

Texarkana gibt es auf beiden Seiten der Grenze
Doppeltes Lottchen: Die Zwillingsstadt Texarkana (Foto:  flickr/Steve Snodgrass/CC-BY

 

Zum Frühstück steige ich wieder in den Zug, wo es für mich das gleiche gibt, wie zum Abendessen: Die zweite Hälfte des Sandwiches und Wasser aus dem Kanister. Wobei das Sandwich die vergangenen 24 Stunden dazu genutzt hat, seine Bestandteile bestmöglich miteinander verschmelzen zu lassen. Trotz der Matscherei bin ich damit aber noch geringfügig besser ernährt als meine Mitreisenden, die entweder Kekse oder aufgewärmte Hamburger von der Imbiss-Theke im Zug frühstücken. Nun sind es nur noch ein paar Stunden Fahrt bis zum meinem Ziel: Fort Worth, Texas. Zwar hat der Texas Eagle über einen Zeitvorsprung gegenüber dem Fahrplan rausgefahren doch nun am Vormittag im dichter besiedelten Texas baut sich von Haltestelle zu Haltestelle erheblich Verspätung auf. Zwar konnte mit der Gründung der Amtrak-Gesellschaft der Personenverkehr mit der Bahn in den USA erhalten werden. Trotzdem genießt der Güterverkehr Vorrang und die schnellen Amtrak-Personenzüge müssen warten, wenn die Strecke von einem langsameren Güterzug befahren werden soll.
Ich habe es nicht eilig. Genaugenommen habe ich außer einer Mietwagenreservierung und eine Reservierung im Motel für die kommende Zeit noch keine weiteren Vorkehrungen getroffen und damit auch keine Verpflichtungen. Der ganze Vorsprung, den der Zug über Nacht aufgebaut hat, hat er am Vormittag wieder eingebüßt, so dass ich auf die Minute pünktlich in der flirrenden texanischen Hitze auf den Bahnsteig von Fort Wort trete.

Mit fremden Haaren abtrocknen

Über Nacht hat mein Zug einen bemerkenswerten Zeitvorsprung gegenüber dem Fahrplan rausgefahren, den er am Morgen dann auf den letzten hundert Kilometern bis Fort Worth mit viel Verspätung wieder eingebüßt hat. Aber ich habe es heute gar nicht eilig. Genaugenommen habe ich außer einer Mietwagenreservierung und einer Reservierung im Motel für die kommende Zeit noch keine weiteren Vorkehrungen getroffen und damit auch keine Verpflichtungen. Pünktlich hält der Zug im Bahnhof von Fort Worth und ich trete hinaus in die gleißende texanische Hitze auf den Bahnsteig.

 

Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.