Was heute zu bewältigen war, ist mir keineswegs von Anfang an klar gewesen. Ich hatte erwartet, dass mir die Knochen, mindestens aber die Muskeln, von meinem gestrigen Ausritt auf dem Pferd noch wehtun. Das war aber gar nicht so. Wir fuhren von San Agustin aus zum Wasserfall von Mortina und besahen uns die haarsträubendsten Möglichkeiten, die Schlucht, in die er stürzt, per Drahtseil zu überqueren. Dann erwartete uns der Anstieg in die mittlere Kordillere der Anden, die wir bereits an unserem zweiten Tourtag über die Alto de Letras von West nach Ost überwunden hatten. Nun kletterten wir auf einer nassen Schotterpiste an der Flanke der Bergkette hinauf. War die Straße zunächst noch passabel, durchsetzten sie später immer größere und vor allem tiefere Schlaglöcher. Längst waren wir aus dem Sattel gegangen, um die immer heftigeren Stöße abzufangen. Mit federweichen Ellenbogen lenkten wir nur noch durch Gewichtsverlagerung auf den Fußrasten um tiefe Rinnen und Flecken von Matsch herum. Der Schotter mischte sich mit Geröll, so dass wir nicht mehr nur den Löchern, sondern auch großen Steinen mitten in der Fahrlinie ausweichen mussten. Nach einer Linkskurve zeigte sich, dass nicht nur wir Gringos mit den groben, nassen Steinen unsere Probleme hatten. Ein entgegenkommender Einheimischer rappelte sich gerade auf und humpelte nach einem Sturz zurück zu seinem auf der Seite liegenden Motorrad. Aaron stoppte und stieg ab, um dem Gestürzten zu helfen und auch andere hielten an.